Sonntag, 24. Mai 2015

Wir erzählen den Eltern von der Schwangerschaft

Wir wollen unseren Eltern von der Schwangerschaft berichten. Das ist ein sehr unangenehmes Gefühl - Anna ist im Studium, alles von ihren Eltern finanziert - wir sind nicht verheiratet. Wie sagt man es den Eltern am besten von der Schwangerschaft?


Am Vatertag hatten wir beide ein langes Wochenende. Daher nahmen wir uns die Zeit, wieder Richtung Westen zu fahren. Am Donnerstag wollten wir unseren Eltern von der Schwangerschaft berichten. Schon Tage davor haben wir uns viele Gedanken gemacht und uns Szenarien ausgedacht, wie das ganze enden könnte. Wir sind stark davon ausgegangen, dass unsere Eltern im ersten Augenblick sauer aber eher geschockt wären, jedoch daraufhin positiv und total erfreut über die bevorstehende Geburt eines neuen Enkelkindes wären.

Mein Bericht über die Schwangerschaft bei den Eltern


Anna und ich haben besprochen, dass wir zur gleichen Zeit, jeder bei seinen Eltern, die frohe Botschaft mitteilen werden. Gesagt, getan  - Früh am Morgen bin ich zu meinen Eltern gefahren. Es war 09:00 Uhr. Um diese Zeit waren zum Glück alle wach. Meine ganze Familie hatte sich gefreut, dass so ein "seltener Gast" wieder im Haus war. Ich befand mich in der Küche und Stück für Stück kamen meine Mutter und meine 4 jüngeren Geschwister. Ab diesem Augeblick war ich nervös. Ich wusste nicht, was genau passieren würde. Vorgenommen hatte ich mir jedoch, es der ganzen Familie gleichzeitig zu sagen.

Mein Vater saß noch im Wohnzimmer. Als alle bis auf mein Vater in der Küche standen - meine Mutter ass in dem Moment - da bat ich meinen Vater ebenfalls ins Küchenzimmer zu kommen. Direkt als mein Vater reinkam, fing ich an zu erzählen.

Um meine Nervösität zu reduzieren, fing ich sachlich an zu erklären, dass sich in unserer Beziehung mit Anna etwas geändert hat. Weiterhin habe ich meine Familie mit dem Satz "Es könnte euch positiv oder auch negativ überraschen, aber es ist so wichtig, dass ihr es heute erfahren müsst" zu beruhigen. Im nächsten Schritt zog ich aus meiner Jacke das Ultraschallfoto mit dem Kind und sagte gleichzeitig "Anna ist schwanger".

Die nächsten 2 Sekunden Stille vergingen wie Stunden. Meine Mutter reagierte sofort "Das ist ein schöne Nachricht, aber dann müsst ihr heiraten!". Mein Vater sah sich das Bild an und lächelte. Daraufhin kam mein Bruder auf mich zu, drückte mir die Hand und beglückwünschte mich. Der Rest der Familie folgten seinem Beispiel. Ich war in diesem Augenblick sehr glücklich über diese positive Aufnahme.

Anna traut sich nicht, die Schwangerschaft anzusprechen


In der Zeit, wo ich es meiner Familie gebeichtet hatte, hoffte ich ebenfalls auf Anna's Erfolg. Eine Nachfrage über WhatsApp hat jedoch ergeben, dass Anna sich noch nicht getraut hatte. Die Eltern waren beide zu Hause. Zum Mittag hin sollten die Geschwister zum Grillen kommen, da die Eltern einen Tag zuvor aus ihrem Urlaub wieder kamen. Ich merkte, Anna brauchte meine Unterstützung dabei. Deswegen bin ich direkt im Anschluss von meinen Eltern zu Anna's Elternhaus zurück gefahren.
Vor Ort ging ich auf Anna zu und fragte sie, wann sie es denn auch ihren Eltern bzw. ihrer Familie berichten möchte. Anna war ziemlich nervös, jedoch wollte sie meine Hilfe nicht. Sie wartete auf den richtigen Zeitpunkt.

Es ist bereits mittags gewesen als wir alle mit dem Gegrillten am Essrisch saßen. Plötzlich stand der Vater auf und kam kurze Zeit später mit einer Vodka-Flasche wieder, um auf den schönen Tag anzustoßen. Anna verneinte, als der Vater ihr einschenken wollte. Nach dem Essen war sie bereits ziemlich satt und zeigte ihre "Wampe", als sie sich kurz strecken musste. In diesem Augenblick wurde das Thema Schwangerschaft im Allgemeinen erwähnt. Der Vater schaute sich Anna an und fragte ironisch "Na, kommt bei dir auch schon was?" und lachte herzhaft. Anna drehte sich leicht weg und kommentierte das nicht. Im Anschluss kam auch schon ein weiteres Gesprächsthema in Diskussion. Auch nach dem Mittagessen und dem Gassigehen mit unserem Hund Thy kam von Anna kein Laut zum Thema Schwangerschaft. Sie wollte es jedoch nachmittags bei Kaffee und Kuchen machen....theoretisch.  
Als es dann langsam Abend wurde und sie immer noch nichts erwähnt hatte, saßen wir alle noch im Wohnzimmer. Der große Bruder bereitete sich schon auf die Abfahrt vor. Als Anna ihn fragte, ob er denn jetzt schon fahren möchte, fragte er warum sie das wissen wollte. Sie antwortete kurz mit "Nur so." Anna´s Vater allerdings bemerkte, dass Anna recht hibbelig wurde und fragte lächelnd, ob sie irgendetwas los werden möchte, Und genau in dem Augenblick fragte ihr Bruder:

"Bist du doch schwanger??"

und sie sagte nur kurz "Ja!" und legte das Ultraschallbild auf den Tisch. Anna kamen die Tränen. Die Familie war still - so wie meine morgens auch reagiert hatte. In diesem Moment stand ich auf, ging auf die Eltern zu und sagte denen, wie schwer uns die Beichte über die Schwangerschaft doch gefallen ist und dass es uns wirklich eine hohe Überwindung gekostet hatte.

Ohne zu zögern, umarmte der Vater Anna. Auch die Mutter, vor dessen Reaktion Anna am meisten Angst hatte, sagte voller Freude "natürlich freuen wir uns über jedes neue Enkelkind" und streichelte Anna. Der Brude schüttelte erst mir die Hand und beglückwünschte uns. Anschließend wurde Anna von jedem freundlich und beglückwünschend umarmt. Endlich ist die große Sorge von unseren Schultern und wir können jetzt offen mit den Eltern über die weitere Vorgehensweise reden.

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